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hermann hesse - steppenwolf - Referat



Herman Hesse
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Der Steppenwolf



Biografie des Autors:

Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 in der württembergischen Stadt Calw geboren. Sein Vater Johannes Hesse (1847 - 1916) war ein deutsch-baltischer, pietistischer Missionspredigers, und seine Mutter Marie (1842 - 1902) die in Indien geborene älteste Tochter des Missionars Herman Gundert. Er wuchs in Calw und Basel auf, bis er 1890 die Lateinschule in Göppingen besuchte und zwei Monate nach dem im Juli 1891 bestandenen Württembergischen Landesexamen als Stipendiat in das evangelisch-theologisches Seminar der Klosterschule Maulbronn aufgenommen wurde. Von dort floh Hermann Hesse im April 1892. Nach einem Nervenzusammenbruch und einem Selbstmordversuch im Juni lieferten die hilflosen Eltern den Fünfzehnjährigen in eine "Anstalt für Schwachsinnige und Epileptische" ein.
Das verzieh Hermann Hesse seinen Eltern nie und er sagte sich von ihnen los. Nach Aufenthalten in drei verschiedenen Heilanstalten absolvierte er 1894/95 in Calw ein Praktikum als Turmuhrmechaniker und begann im Oktober 1895 eine Buchhändlerlehre in Tübingen.

1904 ermöglichte ihm der Erfolg seines ersten Romans – "Peter Camenzind" –, seine Anstellung in einer Buchhandlung in Basel aufzugeben, die Fotografin Maria Bernoulli zu heiraten und als freier Schriftsteller mit ihr auf einen ehemaligen Bauernhof in Gaienhofen am Bodensee zu ziehen. Nach einer vier Monate langen Südostasienreise gemeinsam mit dem Maler Hans Sturzenegger (1875 - 1943) im Jahr 1911 zog er mit seiner Frau und den drei Söhnen nach Bern (1912). Nicht zuletzt durch die Schizophrenie seiner Frau, eine ernste Krankheit seines jüngsten Sohnes und den Tod seines Vaters geriet Hermann Hesse 1916 in eine psychische Krise, die er durch die Psychoanalyse bei einem Schüler Carl Gustav Jungs (1875 - 1961) wieder überwand. Von 1919 an lebte er in Montagnola im Tessin. Nachdem er sich von seiner in einer Heilanstalt lebenden Frau hatte scheiden lassen (1923), heiratete er 1924 Ruth Wenger. 1931, vier Jahre nach seiner Scheidung von Ruth Wenger, vermählte Hermann Hesse sich mit der Kunsthistorikerin Ninon Dolbin.

1946 erhielt Hermann Hesse den Nobelpreis für Literatur.

Er starb am 9. August 1962 in Montagnola.





Inhaltsangabe:
Harry Haller steht kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag und zieht durchs Land. Zur Zeit der Erzählung lebt er gerade für zehn Monate in einer Stadt, die er zum letzten Mal vor fünfundzwanzig Jahren besucht hat.
Haller hat eine schwierige Vergangenheit, in der ihn unter anderem seine Frau verlassen hat, weil sie verrückt geworden ist. Seit diesem Ereignis zieht Haller von einem Ort zum nächsten und ist bekannt für seine Antikriegshaltung, Gesellschaftskritik und sein Bewundern für Mozart und Goethe. Er versteht die Gesellschaft und ihr Verhalten nicht, denn für ihn sind Theater, Kinos und Restaurants etwas Schreckliches. Haller ist ein Einzelgänger und meidet enge Kontakte zu Menschen. Er hat eine Geliebte, die er aber nur sporadisch trifft. Zu seiner Person passt auch, dass er mit dem Steppenwolf einen zweiten Charakter besitzt, einen der sich von der Gesellschaft abwendet, von animalischen Trieben gesteuert ist und jeglichen Spaß verabscheut. Haller steht stets im Clinch zwischen diesen beiden Persönlichkeiten, worunter er sehr leidet. Diese Leiden gehen soweit, dass er sich an seinem fünfzigsten Geburtstag das Leben nehmen will.
Kurz davor lernt er allerdings Hermine kennen, für die er sofort Sympathien hegt. Bereits bei ihrem zweiten Treffen in einem Restaurant eröffnet sie ihm, dass er sich einmal in sie verlieben werde, seine Aufgabe jedoch sein würde, sie zu töten. Haller ist von Hermine fasziniert und erfüllte ihr alle Wünsche. So beginnt er trotz seiner Skepsis zu tanzen, geht mit ihr aus und findet so den Gefallen am Leben, der Liebe und dem Gefühl von Glück. Hermine vermittelte ihm auch eine Gespielin in der Person von Maria, mit der sich Haller sexuell ausgetobt hat.
Das Ziel von Hermine ist der bald anstehende Maskenball. Sie verabredet sich mit Haller, lässt ihn jedoch lange zappeln. Dieser will bereits gehen, als sie ihm eine Nachricht zukommen lässt, wo sie sich befindet. Als Haller sie findet, beginnt für ihn ein unvergesslicher Abend in Ekstase. Er tanzt mit allen Frauen, vergisst völlig die Zeit und lässt sich einfach treiben. Am Ende des Abends ist er mit Hermine alleine und begehrt sie mehr als jemals zuvor. Pablo, ein guter Freund von Hermine, gibt ihnen Drogen, die sie in der Folge zu sich nehmen. Dieser Pablo war es dann auch, der die beiden in sein "magisches Theater" einladet. Dort ist Haller auf sich alleine gestellt und befindet sich in einem Gang mit vielen Türen, auf denen immer angeschrieben steht, was sich dahinter verbirgt. Hinter einer Tür kämpft er mit seinem ehemaligen Schulkamerad Gustav gegen die Übermacht der Maschinen, einmal spielt er Schach mit Figuren, die seiner selbst entsprungen sind, und hinter einer weiteren trifft er alle seine ehemaligen Geliebten wieder und kann seine damaligen Fehler korrigieren. So ist er, mit großer sexueller Erfahrung ausgestattet, endlich bereit für Hermine. Doch als er ihr Zimmer betritt, ist dort Pablo in eindeutiger Stellung mit Hermine. Haller beendet das, was ihm Hermine bei ihrem ersten Treffen bereits gesagt hat - er tötet sie.
In der Folge trifft Haller, noch immer in diesem "magischen Theater", auf Mozart. Dieser erklärt ihm, seine Aktion sei falsch gewesen und er müsse den Humor erlernen und das Leben mit Galgenhumor meistern. Als Strafe für seine falsche Reaktion wird Haller mit dem ewigen Leben bestraft, wobei er sich sicher ist, dass er seine Rolle beim nächsten Mal besser spielen wird.






Personencharakterisierungen:
Harry Haller Stand kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag und zog von einer Stadt zur nächsten. Dabei wohnte er meist in Bauernhäusern, ließ sich aber bei den Besitzern nicht oft sehen. Er hatte einige Bücher verfasst und verbrachte viel Zeit mit dem Lesen alter Klassiker und dem Hören von Musik früherer Komponisten. Mit der Kunst und der Gesellschaft seiner Zeit konnte er nicht viel anfangen und er war auch bekannt für seine pazifistische Haltung. Diese Eigenschaften und Verhaltensweisen machten Haller zu einem Einzelgänger, zu einem Steppenwolf. Dieser Steppenwolf war so etwas wie die zweite Persönlichkeit von Haller, die sich gegen alles in der Gesellschaft wehrte, auch gegen positive Gefühle wie Spaß, Freude und Liebe. Haller stand stets im Kampf zwischen seiner Persönlichkeit und derjenigen des Steppenwolfes und dieser Kampf war für ihn so anstrengend geworden, dass er sich das Leben nehmen wollte.
Hermine war die erste Person, die ihm die andere, die freudige Seite des Lebens aufzeigen konnte. Trotz anfänglicher Skepsis ließ er sich auf Hermine ein, führte sie aus, lernte tanzen und hatte Spaß mit ihrer Freundin Maria. Für eine kurze Zeit konnte Haller das Leben in vollen Zügen genießen.

Hermine: Hermine arbeitete als Teilzeitprostituierte und lebte davon, dass sich Männer in sie verliebten. Sie war jung, hübsch und auch sehr intelligent, denn sie verstand die Probleme von Haller sehr schnell und wollte ihm helfen. Sie war so etwas wie eine Lehrerin für ihn, sie gab ihm Aufträge und stellte ihn immer vor neue Herausforderungen. Sie war es auch, die Haller die andere Seite des Lebens und deren Vorzüge schmackhaft machen konnte. Sie wollte ihn verliebt machen und ihn am Ende dazu bringen, dass er sie tötete.
















Entstehung / Quelle des Autors:

Der Steppenwolf ist die Geschichte eines tiefen seelischen Leidens der Hauptfigur Harry Haller, eines Alter Egos Hermann Hesses. Haller leidet an der Zerrissenheit seiner Persönlichkeit: Seine menschliche, bürgerlich-angepasste Seite und seine steppenwölfische, einsame, sozial- und kulturkritische Seite bekämpfen sich und blockieren Hallers künstlerische Entwicklung. Der Weg der Heilung ist die Versöhnung beider Seiten im Humor, im Lachen über sich selbst und das Ungenügen in Kultur und Gesellschaft. Erst mit der Betrachtung der Wirklichkeit vom Standpunkt des Humors werden Hallers weitere, im Roman nicht mehr beschriebene Schritte auf dem Weg seiner künstlerischen Vollendung möglich.
Ähnlichkeiten der Figur Hallers etwa zum Faust von Johann Wolfgang von Goethe sowie zu Hermann Hesse selbst sind offensichtlich und werden im Text mehrfach angedeutet.
Der Steppenwolf ist eine Kritik der Gesellschaft und eine Persönlichkeitsanalyse gleichermaßen. Als Hesse den Steppenwolf schrieb, litt er unter den Auswirkungen der technisch-rationalisierten Welt und der Zivilisation, durch die er Geist und Seele der Menschen gefährdet sah. Das Gefühl der Bedrohung durch nahe Katastrophen und neue Kriege ließ ihn nicht los.
Hesse befand sich in einer tiefen persönlichen Krise, als er fast 50-jährig in sein Tagebuch schrieb: „Ich schmeiße alles hin, mein Leben, […] ich alternder Mann. Auf eure Welt anders zu reagieren als durch Krepieren oder durch den Steppenwolf wäre für mich Verrat an allem, was heilig ist.“ Wie der Autor selbst, so überlegt Harry Haller, die Hauptperson des Romans, sich umzubringen. Im Tractat vom Steppenwolf legt der Steppenwolf seinen 50. Geburtstag als den möglichen Tag fest, sich umzubringen. „Ich nahm mir vor, dass ich an meinem 50. Geburtstag, also in zwei Jahren, das Recht haben werde, mich aufzuhängen.“ Die Initialen H. H. des Protagonisten sind sicherlich absichtlich gewählt und identisch mit denen des Autors selbst.
Der Steppenwolf ist der literarische Ausdruck einer tiefen seelischen Krise Hesses. Um seine Lebenskonflikte zu bewältigen, hatte Hermann Hesse parallel zur Niederschrift des Steppenwolfs therapeutische Sitzungen mit dem befreundeten J. B. Lang, einem Psychoanalytiker aus der Schule.

Wirkung auf die Zeit:
Der Steppenwolf, eine Kritik der Gesellschaft und eine Persönlichkeitsanalyse gleichermaßen, hatte einen wesentlichen Anteil am Welterfolg Hesses und an der Verleihung des Nobelpreises für Literatur. Der Steppenwolf ist dasjenige Buch Hermann Hesses, das die internationale Renaissance seines Autors in den sechziger Jahren ausgelöst hat.
Schon 1927 schrieb Kurt Pinthus: „Ich lese den Steppenwolf, dies unbarmherzigst und seelenzerwühlendste aller Bekenntnisbücher, düsterer und wilder als Rousseaus Confessions, die grausamste Geburtsfeier, die je ein Dichter selbst zelebrierte.“ „Es handelt sich um einen Anarchisten, der voll rasender Wut auf dieses falsch dastehende Dasein Warenhäuser und Kathedralen zerschlagen und der bürgerlichen Weltordung das Gesicht ins Genick drehen möchte. Es handelt sich um einen Revolutionär des Ichs... Der Steppenwolf ist eine Dichtung des gegenbürgerlichen Mutes.“
Nach der Herausgabe wurde das anti-bürgerliche Werk jedoch sehr widersprüchlich beurteilt: Einerseits erfuhr es scharfe Ablehnung, andererseits begeisterte Zustimmung – diese vor allem in literarischen Kreisen und später in der Hippie-Bewegung. In den bewegten sechziger Jahren, wurde das Werk zum Kultbuch einer Generation, das junge Leser begeisterte, die in Harry Haller einen Seelenverwandten erkannten. Die Wirkung hat bis heute angehalten, wo Hesse nun aufgrund seiner ethisch-spirituellen Sichtweisen enorm populär ist.
Das umstrittene psycho-analytische Werk stieß bei einem breiten Publikum auf keine allzu positive Resonanz. In der NS-Zeit war der Roman zwar nicht verboten, aber er erlebte auch keine neuen Auflagen. Und nach Kriegsende geriet der Steppenwolf, trotz des Nobelpreises seines Schöpfers (1947) in Vergessenheit.
In Amerika verbannten selbsternannte „Sittenwächter“ den Steppenwolf in den sechziger Jahren aus Bibliotheken. In Colorado wurde dem Roman vorgeworfen, er propagiere Drogenmissbrauch und sexuelle Perversionen. Durch diese Kontroversen hat gerade dieses Buch die neue umfangreiche Hesse-Rezeption der 1960er- und 1970er Jahre in Amerika und Deutschland ausgelöst.
Mit seinem Inhalt über das spirituelle Suchen seiner Selbst und des existenziellen Bedürfnisses nach Leben ist dieses Buch ein zeitloses Werk, das auch heute noch aktuell ist.

Gattung / Aufbau:
• In seinem ersten Teil lässt der Roman drei verschiedene Erzähler zu Wort kommen: Da ist erstens das Vorwort des Herausgebers, in dem der Neffe der Hauswirtin Hallers seinen persönlichen Eindruck vom Steppenwolf schildert; zweitens die Aufzeichnungen Harry Hallers selbst, in denen dieser seine eigenen Erlebnisse schildert, und drittens das Traktat vom Steppenwolf, in dem der Steppenwolf kühl und objektiv aus der Sicht scheinbar Außenstehender analysiert wird, wobei die Außenstehenden die Unsterblichen sind. Diese Abhandlung ist wie eine „innere Biographie“, eine Psychoanalyse eines olympischen Erzählers, quasi ein Buch im Buch, das der Protagonist selbst liest. Danach werden seine Aufzeichnungen fortgesetzt. (Die Technik, sich fiktiv als Herausgeber fremder Schriften auszugeben, verwendet Hesse auch in anderen Werken.) Schon mit seinen drei verschiedenen Erzählern, die sich aus drei Perspektiven nahezu mit derselben erzählten Zeit der Hauptfigur befassen, war der Roman eine kompositorische Innovation. Hesse war dieser dreifache Erzähler so wichtig, dass er das Traktat in den ersten Ausgaben des Romans sogar als separate gelbe Broschüre einheften ließ. Der „bürgerlichen“ Sichtweise des „Herausgebers“ auf Gesellschaft, Kultur und Harry Haller „von außen“ steht zunächst nur die Sicht Hallers auf seine Freud- und Erfolglosigkeit, die innere Sichtweise, gegenüber. Die Geistverehrung der einen und das Leiden an der Geistlosigkeit seiner Zeit in der anderen Sichtweise werden erst in der Perspektive des Traktats zueinander aufgehoben: Es untersucht wie in einem „biografischen Labor“ die Bedingungen, unter denen Haller künstlerisch wieder produktiv werden und den Weg zur eigenen Unsterblichkeit fortsetzen könnte.
Diese drei gleichberechtigten Sichtweisen auf die Hauptfigur bilden den ersten Teil des Romans, umreißen das Thema der Identität und ihrer Entwicklung. Die dann folgenden beiden Teile des Romans untersuchen, wie die Aufhebung der einseitigen Sichtweisen, deren innerer Kampf Hallers Fortschreiten hemmt, in der gelebten Biografie aussehen könnte:
• Im zweiten Teil, der Durchführung, verdichten sich Hallers Erfahrungen zu einer Lebensalternative: Nach der Exposition der drei Perspektiven, gewissermaßen der Skizze des Problems und der Skizze einer Lösung, entfaltet sich die Hauptfigur
nun mit den drei neuen Freunden Hermine, Maria und Pablo, die als Personifikationen innerweltlicher Sehnsüchte oder Schicksale Hallers gelesen werden können. Vor allem die Figur der Hermine wird zu einem weiblichen alter ego Hallers/Hesses, da sie sowohl sein Seelenspiegel ist als auch später ihr Geschlecht zu einem „Hermann“ wechselt. Alle drei Nebenfiguren zusammen führen Haller in die Antithese zu seinem bisherigen Leben und bereiten die Überwindung in einem dritten Schritt durch die Verwandlungen des Magischen Theaters vor.
• Im dritten Teil des Romans, der dialektischen Aufhebung, beginnen sich die einseitigen Bilder der Hauptfigur zu verwandeln und aufzulösen. Er spielt im Untergeschoss eines Tanzpalastes, das als „Hölle“ geschmückt ist (mehrfach wird auf Dantes ebenfalls dreiteilige Göttliche Komödie angespielt, die in der Hölle beginnt). In der Logik der Aufhebung der bisher noch nicht integrierten, noch getrennten Sichtweisen steht ihr mehrfacher Tod: die Tode Hallers in der Zerstörung seiner Spiegelbilder und seiner abschließenden symbolischen Hinrichtung, die symbolische Ermordung Hermines durch Haller, der bewaffnete Kampf gegen die Ordnung der Automobile mit der Opferung der Chauffeure. Diesen negativen Metaphern der Überwindung stehen die eher optimistischen Bilder gegenüber, auf die sich Haller in seiner nächsten, im Roman nicht mehr beschriebenen Lebensphase stützen könnte: die immer neuen Konstellationen der winzigen Schachfiguren, der souveräne Umgang von Wolf und Mensch miteinander und die Vielfalt der Chancen von Liebe und sexueller Erfüllung schon in Hallers „altem“ Leben.

Historischer Hintergrund:
Die Entstehungszeit des Romans (1923 –1927) fällt in die „Goldenen Zwanziger“, ein Jahrzehnt vorübergehend zurückgewonnener politischer und wirtschaftlicher Stabilität zwischen den beiden Weltkriegen. Gleichwohl war die Zeit vor der Weltwirtschaftskrise (1929 ff.) in Deutschland von starken gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüchen gekennzeichnet. Die Gesellschaft technisierte und motorisierte sich, was von vielen Zeitgenossen als ebenso radikaler Umbruch wahrgenommen wurde wie das Aufkommen der modernen Massenkultur (z. B. Jazzmusik). Neben nationalistischen und kommunistischen Tendenzen zeigte sich in der Weimarer Republik ein radikaler Antisemitismus, der in Zeiten materieller Not auf zunehmend breitere Zustimmung in der Bevölkerung stieß. Das zeittypische Interesse für die Antworten von Psychoanalyse und fernöstlichen Weisheitslehren teilte auch Hermann Hesse, dessen Protagonist Harry Haller die Widersprüchlichkeit und die Orientierungslosigkeit der Epoche verkörpert. Gesellschaftliche Umbrüche und politische Spannungen in den 1920er-Jahren.Der verlorene Erste Weltkrieg (1914 –1918) und die daran anschließenden gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen prägten die Lebensumstände in Deutschland. Mit dem Inkrafttreten der Oktoberverfassung vom 28. Oktober 1918 vollzog sich zunächst der Wandel von einer Monarchie hin zu einer parlamentarischen Demokratie. Die unter den Entbehrungen des Krieges leidende Bevölkerung sah unmittelbar nach Kriegsende noch in Kaiser Wilhelm II. den Hauptschuldigen ihrer Not (erst in der Folgezeit wurde von vielen die Schuld den ehemaligen Kriegsgegnern, dem Versailler Vertrag, den Sozialdemokraten und nicht zuletzt den Juden gegeben). Als die deutsche Niederlage feststand, gingen die Sozialdemokraten und andere linksorientierte Gruppierungen auf Konfrontationskurs zur Monarchie; Streiks und Massendemonstrationen waren die Folge. Der Kieler Matrosenaufstand vom November 1918 war der erste Höhepunkt dieser Gegenbewegung. Die Unruhen eskalierten in der so genannten Novemberrevolution. Der Kaiser dankte ab und ging ins Exil. Die Republik wurde ausgerufen. Die politische Landschaft der sich konstituierenden Weimarer Republik war von vielen Einzelparteien gekennzeichnet, was die politische Zerrissenheit innerhalb der Gesellschaft widerspiegelte. In der Folgezeit kam diese Zerrissenheit durch Aufstände rechts- und linksgerichteter Republik- bzw. Demokratiegegner zum Ausdruck. Das Inkrafttreten des Versailler Vertrags am 10. Januar 1920 verschlimmerte nicht nur die soziale Lage der Bevölkerung, der Vertrag führte auch zu einer Radikalisierung vor allem rechter Kräfte. Durch die auferlegten Reparationsleistungen erhöhte sich die wirtschaftliche Not innerhalb der Bevölkerung. Als Folge von nichtgeleisteten Reparationsleistungen kam es 1923 zur Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen – ein enormer Verlust für die deutsche Wirtschaft. Die Ruhrbesetzung zog ein sprunghaftes Erhöhen der Inflationsrate nach sich: Auch viele Intellektuelle und Künstler verloren durch die Hyperinflation 1923 ihr Vermögen, darunter auch Hermann Hesse. Anfang der 1920er-Jahre verschärften sich die Gegensätze zwischen den Arbeiter- und den bürgerlichen Parteien, und soziale Konflikte nahmen zu.
Die Zerrissenheit innerhalb der Gesellschaft wurde in der Folgezeit durch häufige Regierungswechsel deutlich und führte schließlich, auch als Folge von Weltwirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit, 1933 zur Machtergreifung Hitlers und zur Nazi-Diktatur und damit letztlich auch zum Zweiten Weltkrieg (1939 –1945).

Interpretation:
Wenn man Hesses Steppenwolf soweit reduzieren könnte, dass man ihn auf eine einzige Aussage zurückführen kann, so müsste diese in etwa so lauten: "Versuche die Ziele in deinem Leben zu erreichen, selbst wenn sie unerreichbar scheinen, aber vergiss ob deiner Ideale nicht zu Leben, sie dürfen dich nie so vereinnahmen, dass du nicht mehr fähig bist, Spaß am Leben zu empfinden." Aber Hesses "Steppenwolf" ist ein Buch, das viel tiefer geht, als diese eine Aussage. Hesse spielt mit den Gefühlen des Lesers. Er hält ihm mit der Geschichte des vereinsamten Harry Haller, der wieder zu Leben lernt, einen Spiegel vor und, ohne sich dessen bewusst zu werden, scheint der Leser etwas zu erlangen, etwas aus dieser Geschichte zu lernen, was er nur durch obige Aussage nie getan hätte. Das vorrangige Motiv des Romans ist die Vereinsamung eines Menschen, der daran gescheitert ist seine Ideale zu verwirklichen, der am Kampf gegen eine unveränderliche Welt zerbrochen ist. Harry Haller ist eigentlich das was man von jedem Menschen erwarten würde: Er ist gebildet, macht sich seine eigenen Gedanken, und glaubt an so etwas wie Moral und Gerechtigkeit. Er versucht stets höflich zu bleiben, verhält sich nie besserwisserisch oder wird aufdringlich. Und doch, oder genau aus diesem Grund ist er zerbrochen, er hat am Ende so viel Abscheu vor der ganzen Welt empfunden, dass er sich in sein eigenes Leben zurückgezogen hat. Er hat es nicht mehr ausgehalten unter Leute zu gehen, weil er jede Freundlichkeit als Heuchelei verstanden hat, jedes Vergnügen war für ihn eine weltliche Qual, die die freie Entfaltung des Geistes behindert. Aus dieser Vereinsamung kann ihn nur die Kameradschaft mit einem gleichgesinnten Geist wieder herausreißen.
Grundsätzlich liegt keine Einteilung des Textes in einzelne Kapitel vor, man kann den Text jedoch in drei große Abschnitte gliedern: a.) Das "Vorwort des Herausgebers", b.) "Harry Hallers Aufzeichnungen", und c.) das "Tractat vom Steppenwolf".
Ad a.) Im Vorwort beschreibt der Herausgeber (in diesem Fall Hermann Hesse) seine erste Begegnung mit, und seine ersten Eindrücke von Harry Haller. Er schreibt wie er den Steppenwolf das erste Mal trifft, als dieser sich im Haus der Tante des Herausgebers ein Zimmer mieten will. Hesse beschreibt diesen Menschen als nicht unangenehmen Zeitgenossen, der zwar ein etwas unordentliches, aber nicht heruntergekommenes Erscheinungsbild bietet.
Ad b.) Das ist sozusagen das Tagebuch von Harry Haller. Dieser hat diese Aufzeichnungen bei seinem Verschwinden in seinem Zimmer liegengelassen. In diesen Aufzeichnungen ist all das was Harry Haller in den Monaten, die er in der Mansarde gewohnt hat niedergeschrieben. Sie enthalten eine Art inneren Monolog, in dem er Leser viel über das Gefühlsleben des Steppenwolfes erfährt.
Ad c.) Das Traktat vom Steppenwolf enthält so etwas wie eine tiefenpsychologische Analyse vom Steppenwolf. Man erfährt wie Harry selbst seine Seele in den Menschen und den Steppenwolf einteilt, wobei er alles was er als nicht als seinen hohen Idealen entsprechend empfindet, also alles, was seiner Meinung triebhaft ist, dem Steppenwolf zuweist.
Der Roman ist chronologisch geordnet und handelt während einer Zeitspanne von circa vier Monaten. Innerhalb dieses Zeitraumes werden zwar hin und wieder einige Tage ausgelassen, aber grundsätzlich ist der Zeitfluss kontinuierlich. Als Schauplatz dient eine Stadt mittlerer Größe, in deren Vorstadtlokalen, Tanzlokalen, und Restaurants sich die Entwicklung Harrys vom einsamen, depressiven Steppenwolf zu einem Menschen, der das Leben auch genießen kann vollzieht. Der Stil den Hesse in diesem Roman anwendet, ist Großteils die personale Erzählperspektive. Der Großteil des Romans ist ein innerer Monolog, der nur "Tractat vom Steppenwolf" unterbrochen wird. Im Vorwort hält diesen Monolog der Herausgeber selbst, in den Aufzeichnungen von Harry Haller hält dieser den Monolog.
Sprache/Stil:
„,Wie man durch Liebe tötet’ stand da geschrieben. Schnell aufzuckend leuchtete ein Erinnerungsbild in mir, eine Sekunde lang: Hermine, am Tisch eines Restaurants, plötzlich von Wein und Speisen weg in ein abgründiges Gespräch verloren, furchtbaren Ernst im Blick, wie sie mir sagte, dass sie mich nur darum in sich verliebt machen werde, um von meiner Hand getötet zu werden. Eine schwere Woge von Angst und Dunkelheit flutete über mein Herz, plötzlich stand wieder alles vor mir, plötzlich spürte ich im Innersten wieder Not und Schicksal. Verzweifelnd griff ich in meine Tasche, um die Figuren hervorzulangen, um ein wenig Magie zu Treiben und die Ordnung meines Schachbretts umzustellen. Es waren keine Figuren mehr da. Statt der Figuren zog ich ein Messer aus der Tasche. Zu Tode erschrocken lief ich durch den Korridor, an den Türen vorbei, stand plötzlich dem riesigen Spiegel gegenüber, blickte hinein. […] Wo war Pablo? Wo war Hermine? […] Ich öffnete. Was ich hinter der Türe fand, war ein einfaches und schönes Bild. Auf Teppichen am Boden fand ich zwei nackte Menschen liegen, die schöne Hermine und den schönen Pablo, Seite an Seite, tief schlafend, tief erschöpft vom Liebesspiel, das so unersättlich scheint und doch so schnell satt macht. Schöne, schöne Menschen, herrliche Bilder, wundervolle Körper. Unter Hermines linker Brust war ein frisches rundes Mal. Dort, wo das Mal saß, stieß ich mein Messer hinein, so lang die Klinge war. Blut lief über Hermines weiße zarte Haut. Dies Blut hätte ich weggeküsst, wenn alles etwas anders gewesen, etwas anders gegangen wäre. […] Es war getan. Sie drehte sich nur ein wenig auf die Seite, dann lag sie still.“ Man kann bei Hesse eine eher altertümliche Sprache erkennen, welche gegenüber heute eher gehoben klingt. Hesse schreibt sehr ausgeprägt und blumig, sodass der Eindruck eines großen Sprachreichtums entsteht. Im Satzbau kann man vor allem sehr lange und sehr kurze Sätze erkennen (S.148 Mitte „So von Gedanken und vom Nachklang der Musik erfüllt, das Herz schwer von Trauer und verzweifelter Sehnsucht nach Leben, nach Wirklichkeit, nach Sinn, nach unwiederbringlich Verlorenem, war ich endlich heimgekehrt, hatte meine Treppen erstiegen, hatte im Wohnzimmer Licht gemacht und vergebens ein wenig zu lesen versucht, hatte an die Verabredung gedacht, die mich zwang, morgen abend zu Whisky und Tanz in die Cécil-Bar zu gehen, und hatte nicht nur gegen mich selbst, sondern auch gehen Hermine Groll und Bitterkeit empfunden.“ Und S.37 unten „Nichts Mehr.“). Es kommt dabei häufig zu Aufzählungen von Teilsätzen in den langen Sätzen sowie zu Auslassungen des Subjektes in den kurzen Sätzen („Schöne, schöne Menschen...“). Merkmale der Sprache sind vor allem viele Partizipien und Partizipialkonstruktionen („Schnell aufzuckend leuchtete ein Erinnerungsbild...“) sowie Häufungen von Adjektiven und Wortwiederholungen. (S. 38 unten: „..hier war Zuflucht. Zwar war es nur eine Zuflucht wie etwa die auf der Treppe der Araukarie..“) Hesse verwendet viele Bilder und Metaphern („Eine schwere Woge von Angst und Dunkelheit...“) und seine Sprache zeichnet sich durch einen Wortreichtum aus, der vor allem auf die Neukreierung von Wörtern („Steppenwolf“) zurückzuführen ist. Ein weiteres auffallendes Element in Hesses Steppenwolf ist der Gedankengang Hesses, den man beim Lesen spürt. Hesse fängt mit einer Schilderung oder einer Erklärung an, um dann abzuschweifen, und womöglich nach vielen Seiten wieder auf den ursprünglichen Gedanken zurückzukommen. Das macht es manchmal nicht einfach, Hesses Buch zu lesen.


Eigene Meinung:

Das Werk von Hermann Hesse ist das genaue Gegenteil eines Schmöckers. Man muss sich Zeit nehmen für die Lektüre und man darf sich nicht ablenken lassen, ansonsten hat man keine Chance, die teils sehr komplexen und schwierigen Gedankengänge von Hesse zu verstehen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Hesse viele Fachbegriffe verwendet und Sätze von teilweise bis zu einer halben Seite niederschreibt. Dennoch ist es interessant zu lesen und der Schreibstil von Hesse ist beeindruckend.


Ich fand die eine Kernaussage des Werks von Hermann Hesse sehr gelungen. Die Erkenntnis, dass ein Mensch nicht nur aus zwei Persönlichkeiten - in diesem Falle Haller und der Steppenwolf - besteht, sondern aus hunderten, vielleicht sogar tausenden, finde ich sehr interessant. Auch den Weg, den Hesse aufzeigt, um die Erfüllung des Lebens zu erlangen, ist gelungen. Haller, der sich fast ausschließlich mit dem Studium der Kunst befasste und kaum positive Gefühle zulässt, ist nahe daran, Selbstmord zu begehen. Mit dem Auftauchen von Hermine kommt dann aber endlich die Seite ins Spiel, die es im Leben auch braucht, nämlich der Spaß, die Lebensfreude, die Liebe und die Sexualität. Ohne diese Dinge kann man im Leben nicht glücklich werden, das Wissen allein oder auch der Spaß allein hilft einem nicht weiter. Es brauch eine gesunde Mischung. Diese Aussage ist für mich die Kernaussage aus dem Werk von Hesse und sollte eigentlich jedem Menschen als Leitfaden für sein eigenes Leben dienen.




Kommentare zum Referat hermann hesse - steppenwolf: