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Wandel der Mode zwischen 1890 und 1914 - Referat



Besonders die Jahre 1890 bis 1914 sind wichtig für die Damenmode der Belle Époque, da in regelmäßigen Abständen ein neuer Kleidungsstil folgt. Die Gründe für diesen Wandel sind „einerseits […] bestimmte, sich rasch verändernde Sportarten; andererseits entsprechen sie den veränderten sozialen Bedingungen des Alltags“ . In dem Jahr 1890 sind die Kleider eng am Körper anliegend, in einer geraden Linie geschnitten und sehr schlicht. Die meisten tagsüber getragenen Kleider heben vor allem die Schultern hervor, indem sie mit Stehkrägen, eckigen Polstern, leicht überschnittenen Armlöchern oder enganliegenden Ärmeln ausgestattet sind. Der an der Taille sitzende Rock fällt gerade herab und nur an der Hüfte soll der Rock durch Falten etwas Volumen verleihen. Außerdem wird auch ein anderer Stil wieder modern, der sich von der Herrenmode mehrerer vergangener Epochen ableitet, besonders aber von der Renaissance und der des 18.Jahrhunderts. Innerhalb dieses Stils sind tagsüber besonders dunkle Stoffe beliebt und „der Schnitt des Oberteils lässt an Trachten oder Spenzer denken“ ´. In Kombination damit werden von den Frauen „bestickte Westen mit abgerundeten oder eckigen Revers aus kontrastierenden Stoffen getragen“ . Einige Kleider haben den Schnitt von Gehröcken und andere den Schnitt von fließenden Gewändern des endenden 18.Jahrhunderts. Diese Art von Kleidung wird von anerkannten Modemagazinen des Öfteren als unelegant bezeichnet, bestimmt weil sie sehr eingeschränkt und steif ist. Abends wird die Mode vielfältiger, jedoch bleibt die strenge Form vorhanden. Zu festlichen Anlässen „tragen junge Frauen helle Töne wie Nilgrün, Lachsrosa, Blaßgrau [sic!]; ältere Damen bevorzugen dunklere Farben, besonders Aubergine, Amethyst, Pfauenblau, Kastanienbraun und Möwengrau“ . Die Gewebe sind prachtvoll, übermäßig bedruckt, geformt oder hauchfein. Außerdem werden ,,Überwürfe aus Spitze, Mousseline-Schals, inkrustierter Samt, Satin und Chenille-Borten […] aufgeboten; nicht zu vergessen goldbraune Perlen und Jett“ . Die, dem Anlass gemäß dekolletierten Abendroben waren von Rüschen umgeben und mit Ziernähten dekoriert, die die Form der Brüste herausheben. Doch schnell verschiebt sich, zugunsten des allgemeinen Luxus dieser Zeit, der Ausgleich zwischen dem klaren Aufzug am Tag und der prunkvollen abendlichen Erscheinung. Die Ausschmückung der Bekleidung nimmt zu, ´´während das Volumen mancher Partien der Kleidung so wächst, dass [sic!] sie gleichermaßen an die Mode der 30er Jahre des 19.Jahrhunderts wie an die Renaissance erinnern´´. Der Ärmel wird immer umfangreicher und ist schließlich im Jahr 1895 am weitesten. Ähnlich entwickelt sich der Rock, der nun glockenförmig herabfällt. Ebenso die Oberbekleidung üppiger ´´- ein Eindruck der noch durch Falten oder Kräusel, durch Jabots und zierliche Kragen verstärkt wird´´. Umhänge und Mäntel ´´sind mit Blenden garniert, die sich zwischen Kragen und Schulter ausdehnen´´. Der sogenannte Medici-Kragen hat eine weite, runde Form und wurde von Männerumhängen der Renaissance übernommen. Im Zeitraum der 90er Jahre wird dieser Kragen immer populärer, da er einen sehr prunkvollen Anschein hat. Angesichts dieser Veränderungen ´´verliert um 1895 die Damenmode ihre Strenge´´. In den darauffolgenden drei Jahren passiert genau das Gegenteil: Die Ärmel werden wieder enger und die Dekorationen auf den Kleidern nehmen ab. ´´Wie von Schlacken befreit erscheint der Körper der Frau und findet so zur fragilen Erscheinung zurück´´. Der Umriss des Frauenkörpers während der Jahrhundertwende von 1898 und 1904 ist am einfachsten durch die bekannte S-Kurve zu definieren. Am besten lässt sich diese S-Kurve aus der Seitenansicht erkennen, da der ´´Gegensatz von wogenden und weggeschnürten Körperparteien´´ besonders zur Geltung kommt. Die Taille ist durch das Korsett eingeschnürt, um besonders dünn zu wirken und der stehende Kragen sitzt fest am Hals der Frau. ´´Das üppig geschnittene Oberteil lässt [sic!] die Dame nach vorne geneigt erscheinen, während ein Falten-Spiel ihren verlängerten Rücken plastisch modelliert´´. Eine Ausnahme machen die Abendmäntel, die wie in der Mode der Jahre zuvor mit ihren umfangreichen Ärmeln besonders weit geschnitten sind. Diese ausladenden Konturen finden sich auch in der Haaraufmachung und den Accessoires wieder. Dadurch wirkt der Gesamtlook auch wieder schmiegsamer und weiblicher. ´´Doch wenn sie auch unter einer Flut von Spitzen und Mousseline verschwindet, ist die Silhouette der Jahrhundertwende ebenso gezwungen und einengend wie die der 90er Jahre; das liegt an dem die Körperform strikt nachziehendem Korsett´´. Allerdings gibt es 1905 wieder einen neuen Prozess: Die Taille wird durch ein weites Miederband hervorgehoben, was ein Zeichen für das Wiederaufleben der Empire-Linie ist. Zudem ist das schon in den Jahren zuvor getragene Prinzeßkleid immer öfter zu sehen. ´´Die Silhouette wird fließender; doch auch Garnituren werden wieder vermehrt verwendet´´. Der glaubhafte Vertreter des Empirestils Paul Poiret ist für viele Neuerungen in der Mode verantwortlich. Unter Anderem dafür, dass ´´die Taille wieder bis unter die Brust angehoben wird´´, während der Rock in seiner eng anliegenden Form bleibt. Der Ausschnitt ist kantig und die Ärmel sind gerade und schlicht angefertigt. Die Modeschöpfer greifen auf die Bekleidung der Kaiserzeit und den Neoklassizismus zurück, dadurch dass sie die Damen mit einer Tunika über dem Rock ankleiden. Trotz allem bleibt die S-Kurve vorhanden und ´´um die Taille herum, bauscht sich der Stoff auch weiterhin´´. 1910 ´´werden die Farben strahlender und die Ornamente exotischer´´, da eine allumfassende Begeisterung für fernöstliches herrscht, aber auch Paul Poiret und vor allem die ´´BALLETS RUSSES und deren Bühnenbilder von Leon Bakst´´ führen zu dieser neuen Stilrichtung. 1911 kreiert Paul Poiret den geradlinigen Humpelrock, ´´in dem ´die eleganten Damen wie die Frauen des Orients in wellenförmiger Bewegung dahingleiten´ ´´. Allerdings hat der Humpelrock nur sehr wenig Einwirkung auf die Mode und ´´die anderen Couturiers begnügen sich häufig damit, den Rock unterhalb des Knies mit einer Passe zusammenzuhalten´´.

Das Kostüm
Das Kostüm wird ab 1886 sehr populär, was auf den englischen Modeschöpfer Redfern zurückzuführen ist. Im Gegensatz zum Kleid besitzt das Kostüm ein ´´wie ein Herrenjacket geschnittenes Oberteil´´, weshalb die Produktion durch einen Gewandmeister nötig war. Doch der Schnitt des Oberteils war nicht die einzige Ähnlichkeit mit männlichen Bekleidungsstücken; ebenfalls die unscheinbaren Materialien, die bestimmte Form, die Aufmachung des Kragens, der Aufschlag und das Fehlen von dekorativen Elementen waren auffällig dafür. Manche Frauen kombinierten mit dem Gewand eine Weste, was den Anschein eines Dienstanzuges erzeugte. Parallel zeigt das Kostüm die Widersprüchlichkeit des zeitgenössischen Daseins, ´´in dem Frauen unterschiedlicher sozialer Herkunft einander als Erscheinung immer näher kommen; ein demokratisches Kleidungsstück par excellence´´. Wegen seiner Unparteilichkeit hat das Kleidungsstück in unterschiedlichen Lebenssituationen eine passende Wirkung: Vorerst trägt man es ausschließlich auf Reisen, darauf ebenfalls in den Morgenstunden oder zu festgelegten Ereignissen frühnachmittags. ´´Die Honoratioren-Gattinnen´´, also Damen mit einem herausgehobenen sozialen Status und hohem gesellschaftlichen Ansehen ´´erscheinen zur Eröffnung der Weltausstellung von 1900 im Kostüm, und sie wählen es auch 1901, als im Park von Bagatelle am Bois de Boulogne die Polo-Saison beginnt´´.

Das Hauskleid
Ab 1890 tauchte noch eine neue modische Erscheinung auf,
nämlich das Tea-Gown, ein geschmackvolles Kleid für den häuslichen Gebrauch, das man vor allem bei der Erwartung von Gästen trägt. Allerdings hatte das Tea-Gown nur eine eingeschränkte Folgezeit. ´´Vorwiegend von Damen der mondänen Oberschicht gewählt, wird es über dem obersten Unterrock getragen und erlaubt seiner Trägerin, in vergleichsweise legerem Gewand am Nachmittag oder Abend Gäste zu kleinen Diners im engsten Kreise zu empfangen´´. Der äußere Wandel des Hauskleides ist vielfältig und die einzige Gemeinsamkeit zwischen den vielen unterschiedlichen Stoffen und Schnitten ist das Schema eines Einteilers. Von 1890 bis 1910 hat das Tea-Gown jeweils die Aufmachung eines Negligé, eines Hauskleides, eines Hausmantels und eines Kleider, das mit Stolas, Boleros oder offenen Mänteln getragen wird.

Die Sportkleidung
Zur Jahrhundertwende kommen viele neue Hobbys wie Tennis, Fußball, Bogenschießen, Boxen, Polo, Golf und Rad- sowie Autorennen auf. Natürlich bleiben auch die herkömmlichen Sportarten Reiten, Jagen und Fechten und die ´´im 19.Jahrhundert populär werdenden Sportarten Bergsteigen und Schwimmen´´ erhalten. ´´Da es sich meist um den Zeitvertreib einer Elite handelt´´ wird auch eine angemessene Garderobe benötigt. Primäre Anfertigungen für Sportbekleidung gibt es eher wenig und häufig werden schon früher designte Entwürfe verwendet. Im Gegensatz zum Kostüm schwindet bei der Sportbekleidung für Frauen der Einfluss von Herrenmode. Für den Radsport tragen die Damen der Elite ´´bis unters Knie reichende Plunderhosen´´, ´´oder sie tragen einen kurzen Faltenrock über kurzen Hosen´´ und dazu eine kurze, eng anliegende Jacke. Einige Einzelheiten verleihen aber doch einen Zusammenhang mit der Herrenmode: ´´Schirmmütze[n] oder Kreissäge[n], Herrenhemd[en] mit umgebogener Kragenecke, Krawatte[n]´´, sowie ´´Knieschützer aus Chamoisleder´´. Die Hose dagegen ist unter den Frauen nach wie vor deplatziert und verweilt unter dem Rock oder verändert ihre Gestalt in die eines Rockes. ´´Zum Tennisspielen oder beim Krocket[sic!] begnügen sich die Damen mit gekürzten Sommerkleidern´´ und ´´die weibliche Bademode, während der gesamten zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts eher eine Kopie des Schnitts und der Verzierungen modischer Kleider, wird zum Ende des Jahrhunderts schlichter´´. Vorerst gibt es für Damen nur ein zweiteiliges Modell des Badeanzugs, später dann circa im Jahr 1905 ´´taucht dann ein neues einteiliges Modell auf: die weibliche Variante des Herrenbadeanzugs´´ Auch das immer populärer werdende Autofahren fordert eine zweckmäßige Kleidung, da das damalige Kabriolett bereits 80 km pro Stunde schaffte und der Autofahrer, der alltäglichen technischen Störungen wegen, oft selbst als Monteur agieren musste. Frauen wählen generell robuste Mantelformen und ´´nach 1905 ziehen auch sie im Winter […] Pelzmäntel vor´´. Der Aufschwung des Autosports und der Fliegerei führt zu der Herstellung von ´´zugleich warme[r], luftdichte[r] und leichte[r] Kleidung´´. Daraus entstehen auch ´´die ersten Jacken aus Zellulose und imprägniertem Papier´´, die unter Fischersleuten schon längst ihre Verwendung haben. Außerdem kommt zu dieser Zeit der Gebrauch von Wolle für Kleidung auf und es entstehen die ersten Wollpullover und Strickjacken. Auf der Jagd tragen die Frauen ´´ein breitrippiges Strickensemble, das aus einem langen Rock und einer langen geknöpften Weste besteht, die an der Taille mit einem breiten Ledergürtel gehalten wird´´.

Die Dessous
Im endenden 19.Jahrhundert ist die Auswahl an Dessous breit gefächert ´´1890 trägt die Dame unter dem Kleid stets ein Hemd, ein Korsett, mit Strumpfbändern gehaltene Strümpfe, ein offenes Beinkleid und zwei Unterröcke´´. Der Unterrock ist der Jupon Discret und ist gekürzt und weiß, der obere Rock dagegen, der Jupon Costume besteht aus Seide oder einem undurchlässigen Material. In der Sommerzeit ist er ´´aus feinen Leinen oder aus Baumwollstoff´´ gefertigt und häufig koloriert. 10 Jahre später schwindet der Jupon Discret, dafür wird jetzt aber der Jupon Costum pompöser. Dieser ist neuerdings aus wertvollen Geweben wie Taft, Satin oder durchwebter Seide, ist mit Ornamenten ausgeschmückt und harmoniert mit der Farbgebung des Korsetts. Die, aus britischer Herkunft stammende Hemdhose, wird ab 1892 vorerst nur mit Unentschlossenheit registriert, obwohl sie den Vorzug hat, ´´dass [sic!] sie an der Taille nicht aufträgt und die Linie bewahrt´´. ´´Doch erst mit dem modischen Aufstieg einer schlanken Silhouette um 1908-1910´´ gewinnt diese Art von Dessous Oberhand. Gleichzeitig entsteht auch eine neue Art des Unterkleides, das Mieder, welches man über dem Kurzkorsett aus dem Jahr 1890 anhat. Es ist aus ´´weißem Baumwollstoff, Organdy, Spitze oder auch Jersey´´ gefertigt und wirkt in Kombination mit der Hose sehr stilvoll. Der Büstenhalter findet kaum mehr Verwendung und die Dessous sind sehr viel einfacher geschnitten, was auf ´´eine[r] allgemeine[n] Modernisierung der Unterwäsche, die erst nach dem ersten Weltkrieg wirksam wird´´ zurückzuführen ist.

Gründe des Wandels
Gründe für diese fortschreitende Weiterentwicklung sind hauptsächlich die Umbildung in der Bevölkerung, darunter fallen ´´Veränderungen allgemeiner Mentalität und Sensibilität, die sozio-ökonomische Entwicklung, insbesondere die allgemeinen Verbesserungen der Lebensstandards, sowie neue Lebensgewohnheiten, etwa die Begeisterung für neue Sportarten´´. Im endenden 19.Jahrhundert besitzen Damen vor allem grundlegende Kleidungsstücke wie Dessous, Dresse und Jacken, allerdings erlangen durch die Belle Époque andere Garderoben Geltung, wie zum Beispiel das Kostüm oder das sogenannte Tea-Gown, also ein Kleid für den häuslichen Gebrauch. Diese neuen Kleidungsstücke kommen den abwechslungsreichen, neuartigen Lebensweise nach.
Die Modeentwicklung der Belle Époque ist durch widersprüchliche Bewegungen geformt: ´´Einerseits ein Höhepunkt femininer Erscheinung, […] andererseits […] eine[r] maskulin inspirierte[n] Linie auf die Städterin und ihre sportlichen Aktivitäten zugeschnitten´´. Die raschen Veränderungen in der Mode und der gefragten äußeren Form der Frau ´´entsprechen den zahleichen technischen und wissenschaftlichen Neuerungen der damaligen Zeit´´. Mit der fortlaufenden Produktion hochwertiger Bekleidung bedingt die Jahrhundertwende ´´eine Demokratisierung auf ziemlich breiter Basis – auch wenn die Arbeiterin noch lange davon ausgeschlossen bleibt – und bereitet so die Mode der Nachkriegszeit vor´´.




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